16. November 2018

Robert Halver

Robert Halver,
Leiter Kapitalmarktanalyse,
Baader Bank

Was ist denn mit den Rohstoffen los?

Die Moll-Stimmung in der Weltkonjunktur schlägt sich auch im Rohstoffsektor nieder. Insbesondere der noch ungeklärte Handelsstreit zwischen China und den USA macht den Industriemetallpreisen zu schaffen. Aufgrund einer massiven Überversorgungen ist Rohöl binnen Wochen sogar in einen Bärenmarkt gefallen. Immerhin verringern rohstoffseitig entspannte Inflationsperspektiven den restriktiven Handlungsdruck für die internationalen Notenbanken. Grundsätzlich bleibt Gold angesichts der Vielzahl an Krisen ein bedeutender sachkapitalistischer Vermögensbaustein.

Nachdem sich der von der Citigroup ermittelte Economic Surprise Index für die Weltwirtschaft - er misst die Abweichung tatsächlicher Konjunkturdaten von den zuvor erwarteten Analystenschätzungen - wieder im Enttäuschungs-Terrain aufhält, zeigen auch die konjunkturzyklischen Industriemetalle Schwäche. Die Metallbörsen antizipieren bereits geringere Bau- und Infrastrukturinvestitionen und eine abnehmende Nachfrage seitens der Auto-, Maschinen- und Elektroindustrie.

Rohöl im Bärenmarkt

Mit Blick auf die Überversorgung durch großzügige Sanktionsausnahmen für die wichtigsten Abnehmer iranischen Öls und einer rekordhohen US-Produktion ist Rohöl binnen nur sechs Wochen in einen Bärenmarkt gefallen. Insbesondere US-Fracking-Unternehmen haben die noch bis Oktober steigenden Preise und insofern gestiegenen Gewinnmargen zur Ausweitung ihrer alternativen Ölproduktion genutzt.

Das rasant wachsende Ölangebot insbesondere der USA spricht an sich für preisstabilisierende Produktionskürzungen seitens der Opec. Tatsächlich drängt Saudi-Arabien darauf, die erst im Juni beschlossene Produktionsausweitung auf der Opec-Sitzung am 6. Dezember wieder rückgängig zu machen. Das Land ist auf höhere Energiepreise angewiesen, um einerseits die üppigen staatlichen Transferzahlungen aufrechtzuerhalten, die auch der Bewahrung des sozialen Friedens zugutekommen. Andererseits dienen sie der Finanzierung der umfangreichen energiefremden Alternativinvestitionen, um den Saudis nach dem Ende des Ölzeitalters einen Plan B zu sichern. Denn selbst Saudi-Arabien kann zu den aktuellen Ölpreisen keinen ausgeglichenen Staatshaushalt für 2018 erreichen.

Dagegen sind die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait angesichts ihrer vergleichsweise günstigeren Förderbedingungen nicht mit Budgetproblemen belastet. Die Notwendigkeit von Förderkürzungen ist bei ihnen also vergleichsweise niedriger ausgeprägt.

Ohnehin sind Förderkürzungen aufgrund ihrer Kollateralschäden wenig beliebt. Russland z.B. befürchtet Marktanteilsverluste zugunsten der US-Fracking-Industrie. Die USA arbeiten bereits mit Hochdruck an verbesserten Fördertechniken und schlagkräftiger Logistik, um ihr alternatives Fracking-Öl nicht nur national, sondern auch zunehmend international anbieten zu können. Schon heute ist Amerika der größte Ölproduzent der Welt.

In puncto möglicher Förderkürzungen muss selbst Saudi-Arabien vorsichtig sein. Denn je höher der Ölpreis, umso mehr stellt Erdgas ein Surrogat zumindest im Bereich Heizen dar. Und hier sind Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate aufgrund ihrer üppigen Gasvorräte gegenüber Saudi-Arabien im Vorteil.

Wegen insgesamt ausbleibenden Signalen für Preiserhöhungen setzt sich am Terminmarkt als prozyklischem Brandbeschleuniger die Spekulation auf fallende Ölpreise fort.

Gold war, ist und bleibt attraktives Sachkapital

Trotz einer Vielzahl an Krisen wie Handelskonflikt, Brexit oder italienischer Schuldenfrage hat Gold seit Mitte April spürbar nachgegeben. Insbesondere die Fed sorgte mit ihrem Zinserhöhungsprogramm und einem damit festeren US-Dollar für Gegenwind. Grundsätzlich bewegt sich der Goldpreis gegensätzlich zur US-Währung. Und sicherlich macht man aus seinem Herzen keine Mördergrube, wenn man feststellt, dass die Notenbanken kein Interesse an einem nachhaltig steigenden Goldpreis haben, der die Dominanz der Währung „Geld“ konterkarieren könnte. 

Von daher sahen sie den abrupten Abbau der Netto-Long Positionen spekulativer Anleger am Terminmarkt mit Genugtuung. Allerdings mehren sich zuletzt die Anzeichen, dass der Verkaufsdruck nach dem reinigenden Gewitter nachlässt.

Der Gegenwind für den Goldpreis hatte zwischenzeitlich selbst physische Investoren bewogen, sich teilweise von ihren Positionen zu trennen. Damit sicherten sie sich die zwischen Anfang 2017 und April 2018 angefallenen deutlichen Buchgewinne, um sich zunächst am haussierenden Aktienmarkt und später an wieder attraktiveren Zinsen zu laben.

Im Gegensatz zu eher kurzfristigen Spekulanten an den Terminmärkten sind langfristig orientierte Investoren Gold jedoch netto immer treu geblieben. Sie erachten die Preisstabilisierung der vergangenen Wochen sogar als Bodenbildung und damit als Gelegenheit, physisch erneut zuzukaufen. Die von börsengehandelten Fonds weltweit gehaltenen Goldbestände steigen wieder an.

Allgemein zeigen sich gemäß World Gold Council die weltweit physischen Nettokäufe von Goldmünzen und -barren im III. Quartal mit einem Zuwachs von 28 Prozent zum Vorjahr wieder fester. Die Notenbanken haben zugekauft wie zuletzt 2015. Ihre Diversifizierungspolitik in das sachkapitalistischste aller Anlagegüter hält seit 2008 unvermindert an.

Insgesamt finden Netto-Goldrückgaben seit dem 1. Quartal 2009 nicht mehr statt.

Auch die weiteren Aussichten bleiben freundlich. Laut World Gold Council ist in den kommenden Monaten mit einer anziehenden Nachfrage in Asien zu rechnen, wo neben Saisonalität auch die Angst vor Handelskriegen Kaufmotive darstellen.  

Gold profitiert von der Eurosklerose

Zuletzt profitierte der sichere Hafen Gold von der (finanz-)politischen Instabilität Europas. Man befürchtet, dass die Lösung der italienischen Schuldenfrage die finale Aufgabe der Stabilitätskriterien bedeutet. Dann würde auch die verstärkte europäische Integration nur über den Weg einer Transferunion mit Länderfinanzausgleich zulasten der wirtschaftsstarken Länder wie Deutschland möglich zu sein. Über die wirtschaftliche würde auch die geostrategische Bedeutung Europas schwinden, dass sich der Unterstützung Amerikas nicht mehr sicher sein kann.

Nicht zuletzt ist der wieder ansteigende Renditenotstand bei Zinsvermögen als traditionell größter konkurrierender Anlageform ein Argument für Gold. Die Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen ist nach Inflation auf einen neuen historischen Tiefstand gefallen. Zinssparen ist das perfekte Instrument für Vermögensvernichtung. Eine Umkehr ist (geld-)politisch nicht gewünscht, denn Inflation, die von Anlagezinsen nicht kompensiert wird, frisst Staatsverschuldung künstlich auf. Der Fakt, dass die tatsächliche Inflation - gemessen an der Relevanz und Kaufhäufigkeit von Produkten und Dienstleistungen und nicht an einem geschönten Warenkorb - größer als die offizielle ist, macht die Angelegenheit für Finanzpolitiker noch interessanter. Dem realen Vermögenserhalt über Edelmetalle kommt damit weiter eine bedeutende Rolle zu.  

Grafik der Woche

Doch offensichtlich traut man Aktien- und Immobilieninvestitionen nachhaltig mehr, weil auch laufende, Rendite zu. Fundamental völlig gerechtfertigte Kurssteigerungen werden dem Edelmetall daher abseits von eskalierenden Konflikten nicht beschieden sein. Und dennoch bleibt Gold garantiert die sicherste aller Anlageformen, die bei Erscheinen eines besonders schwarzen Schwans Lebenssicherheit gewährt und nicht ausfällt. Gold gehört zu einer diversifizierten Vermögensstruktur hinzu. 

Marktstimmung - Aktien auf der Suche nach dem neuen Gleichgewicht

In puncto Brexit haben sich die britischen und Brüsseler Unterhändler zwar auf den Entwurf eines Austrittsabkommens geeinigt, das sogar vom britischen Kabinett gebilligt wurde. Dieses Abkommen bietet zwar keine finalen Antworten auf die vielen, noch offenen Brexit-Fragen. Aber zumindest wird bis 2020 ein Zeitgewinn erreicht, der über eine weitere Fristverlängerung noch größer werden könnte. Bis dahin bliebe das gesamte Vereinigte Königreich über eine Zollunion mit der EU verbunden, was auch die irische Grenzproblematik kaltstellt. Die Finanzmärkte hüben wie drüben würden aufatmen.

Leider zeichnet sich in der britischen Innenpolitik massiver Widerstand der Brexit-Anhänger ab. Ihre dicken ideologischen Anti-EU-Bretter vor ihren Köpfen wollen sie nicht abnehmen. Politischer Machtgewinn auch mit Fake News ist ihnen wichtiger als die wirtschaftliche Stabilität ihres Landes. Und sollte das Londoner Parlament das Austrittsabkommen tatsächlich nicht genehmigen, mehren sich die Anzeichen für einen No Deal-Brexit, der Großbritannien und die EU politisch und (finanz-)wirtschaftlich schwächt. Die Hoffnung auf eine Last Minute-Lösung stirbt zuletzt.

Nachdem die italienische Regierung stur an ihren Haushaltszielen festhält, droht nun theoretisch ein Defizitverfahren, das allerdings auch bei früheren Schuldensündern praktisch noch nie zu Sanktionen führte. Eher ist damit zu rechnen, dass die EU-Kommission mit Rom nach zunächst weiteren verbalen Schaukämpfen schließlich auf Deeskalation zusteuert. Angesichts der im Mai 2019 anstehenden Europa-Wahl will man Euro-kritischen Populisten nicht weiteres Wasser auf ihre Mühlen leiten. Der Preis dafür wird jedoch die Etablierung einer europäischen Schuldenunion sein. Doch für den politischen Erhalt der EU und der Eurozone gilt: Der Zweck heiligt die Mittel. So werden auch Investoren am italienischen Anleihemarkt und an den europäischen Aktienmärkten denken. Der Italien-Frage kommt eine höhere Gewichtung als der Brexit-Frage zu.  

Angesichts der sich hartnäckig haltenden Verunsicherungen signalisieren die enttäuschenden ZEW Konjunkturerwartungen für Deutschland keine schnelle Korrektur der schwachen Wirtschaftsentwicklung. Entsprechend wenig fundamentale Dynamik zeigt der Deutsche Aktienindex.

Immerhin, der gehandicapte energieseitige Inflationsschub verschafft der Geldpolitik viel Beinfreiheit, ihre restriktive Trendwende überschaubar zu halten oder sogar abzukürzen. Die angeschlagene Weltkonjunktur wird es freuen.

Auf Sentimentebene ist die Hoffnung der Vorwochen auf eine baldige Erholung zunächst verflogen. Die angeschlagene Konjunkturstimmung trägt dazu bei, dass viele Anleger an den Aktienmärkten ihre Portfolios umschichten. Zyklische Aktien haben gegenüber Defensivtiteln das eindeutige Nachsehen. Dieser Aktientausch zeigt jedoch, dass die Anleger die Aktien-Flinte nicht ganz ins Korn werfen.

Überhaupt ist Pessimismus für die weitere Aktienmarktentwicklung grundsätzlich gesund. Kurzfristig zeigen sich Anleger angesichts der Vielzahl an Krisenherden zwar noch zurückhaltend. Doch der Prozess der Bodenfindung läuft bereits, der institutionelle Investoren darüber nachdenken lässt, Absicherungen allmählich abzubauen bzw. sich für wieder steigende Kurse zu positionieren. Aufgrund der insgesamt niedrigen Investitionsquote ist genügend Spielraum vorhanden, um eine Aktien-Rallye zum Jahresende zu starten, sobald sich die krisenhafte Großwetterlage beruhigt.

Charttechnik DAX - Die Lage bleibt fragil

Charttechnisch trifft der DAX auf dem Weg nach oben auf den ersten Widerstand bei 11.696 Punkten. Mit einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung ist jedoch erst nach der Überschreitung der wichtigen Hürde bei 11.800 zu rechnen. Darüber liegt die nächste Barriere bei 12.125. Unterschreitet der DAX jedoch die Unterstützung bei 11.213, droht ein Abrutschen bis zur Haltelinie bei 11.051 und schließlich bis 10.874. Darunter geben die Marken bei 10.828 und 10.403 Punkten Halt.

Der Wochenausblick für die KW 47 - Rezessionsgefahr in der Eurozone?

In Japan sorgt der Dreiklang aus mauem Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe, kraftlosen Exporten und einer schwächelnden Inflationsrate immerhin für eine Beruhigung der Spekulationen über ein Ende der ultraexpansiven Geldpolitik der Bank of Japan.

In den USA kommen zunehmende Reibungsverluste des Handelskonflikts mit China in rückläufigen Auftragseingängen langlebiger Güter zum Ausdruck. Der Bumerang kommt nach Amerika zurück. Jedoch zeigen sich der Immobiliensektor im Oktober gemäß Baubeginnen und -genehmigungen und das von der University of Michigan ermittelte Konsumentenvertrauen stabil.

In der Eurozone signalisieren nachgebende Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor weiter Wachstumsschwäche.

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Halvers Kolumne

Rezession ante portas?

Das Thema „Rezession“ hat wieder Hochkonjunktur und wird als größtes Risiko für Aktien betrachtet. Eigentlich ist eine Rezession etwas völlig Normales. Schon in der Bibel spricht man von sieben mageren Jahren, die den sieben fetten folgen. Und muss diese „Regel“ nicht umso mehr gelten, als dass die USA den zweitlängsten Aufschwung seit dem II. Weltkrieg erleben?

Konjunkturstimmung ähnlich schlecht wie beim Besuch des Metzgers im Schweinestall? 

Tatsächlich, setzt man gemäß ifo Institut die globalen Geschäftserwartungen und Geschäftslage zueinander in Beziehung, befindet sich die Weltwirtschaft bereits das zweite Quartal in Folge im „Abschwung“. Kommt gemäß klassischem Konjunkturzyklus als Nächstes die Rezession?

Schlechte Konjunkturstimmung ist sicherlich noch keine schlechte -realität, aber vielleicht ein Menetekel? Die Berichtsaison hüben (Europa) wie drüben (USA) scheint den Konjunkturpessimisten in die Karten zu spielen. Die Daten für das III. Quartal 2018 sind weniger gut als erwartet und die Ausblicke wimmeln vor Fragezeichen. Und leider spielt der gute Donald auch noch den Brandbeschleuniger der Stimmungseintrübung. Mit seinem Handelsprotektionismus könnte der US-Präsident noch lange Öl ins Krisenfeuer chinesischer und europäischer Exportfirmen gießen. Denn er will uns alle mit einer zweiten Amtszeit „entzücken“.

Die Gefahren eines unfreundlichen EU-Rausschmisses der Briten, damit der Zusammenbruch des britischen Export- und Produktionsmarkts sowie einer italienischen Schuldenkrise wirken sicherlich auch nicht als Aufputschmittel für die Investitionsbereitschaft. Ein sehr schwacher Euro gegenüber US-Dollar zeigt ohnehin, dass der jetzt so dringend gebrauchte innereuropäische Frieden sich mehr und mehr zum Kalten Krieg entwickelt. Mit Verlaub, in diesem Zusammenhang kann man die Forderung nach einer europäischen Armee getrost als Blindgänger bezeichnen.

Und das Sahnehäubchen auf der weltkonjunkturellen Missstimmung ist die nicht Tod zu kriegende Zinserhöhungsangst.

Da an Aktienmärkten bekanntlich die Zukunft gehandelt wird, scheint der Kursknick den zu erwartenden Gewinnknick der Unternehmen, der dem Umsatzeinbruch folgt, bereits vorwegzunehmen.

Wenn sich diese Risiken auch noch geballt materialisieren, steht mindestens ein Weltwirtschaftseinbruch wie 2009 bevor. Und dann macht es keinen Sinn, in den Aktienmarkt zu investieren, bevor der Crash vorbei ist.

Bis zur nächsten Präsidentschaftswahl bietet sich ein Zeitfenster

Nachdem Trumps Wahlkampfgeschrei verhallt ist, kann er sich der Kraft des Faktischen widmen und neue Handelsabkommen mit China und später mit Europa schließen. Auch er weiß, dass höhere Importzölle die Gewinnmargen amerikanischer Unternehmen wegfressen wie Motten den Mantel im Schrank und dass der amerikanischen Industriewüste der fruchtbare Nährboden fehlt, um Importe aus Übersee auszugleichen. Und wenn China und Europa das Taschengeld aus dem Außenhandel mit den USA fehlt, wird der Traum eines wiedergeborenen Exportlandes Amerika zum Alptraum. Ein Handelskrieg mit Schmackes würde schließlich dem Arbeits- und Aktienmarkt Schmerzen verursachen. Mit Blick auf seine Chancen auf Wiederwahl ist auch Trump letztlich ein stinknormaler Opportunist.

Umgekehrt sind Exportregionen wie China und Europa zu Kompromissen gezwungen, selbst wenn die neuen Handelsabkommen Amerika deutlich besserstellen als im Status Quo. Doch werden sie dieses Opfer für die Bewahrung des Freihandels gerne bringen.

Wenn in Europa alle in einem Boot sitzen, darf niemand Löcher in den Rumpf bohren

Die Lösung der Brexit-Frage entspricht der Quadratur des Kreises. Mehr als eine Übergangslösung bis Ende 2020, die das Problem zwar nicht löst, nur Zeit herausschindet, ist kaum zu erwarten. Aber in den heutigen europäischen Zeiten muss man schon für die ganz kleinen Kartoffeln dankbar sein. Und selbst diese kleine Ernte hängt von der Zustimmung im Londoner Tollhaus ab, auch Parlament genannt.  

Ginge das italienische Schulden-Boot unter, ertrinken nach den italienischen Banken - die auch ohne neue Finanzkrise schon im Wasser stehen - zügig auch die anderen Großbanken. Das ist der Fluch der globalisierten Finanzwelt. Der Euro wäre früher oder später Geschichte. Mit diesem Pfund kann die italienische Regierung wuchern. Die Hoffnung, dass steigende Kreditzinsen Italien zum Einlenken bewegen, ist daher fromm. Rom wird Klartext sprechen: Wenn ihr lieben Deutschen Europa wollt, müsst ihr dafür zahlen. Der Länderfinanzausgleich auf Euro-Ebene wird kommen. Leider hat man bei der Euro-Einführung das Scheitern eines Landes nicht einkalkuliert. Und jetzt haben wir den -

italienischen - Salat. Nach zunächst noch harter Schuldenkritik aus Brüssel wird man sich schließlich mit Rom wieder einmal auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen und die „Itanic“ wieder an das rettende Ufer ziehen. Dort wird sie dann wegen ausbleibender Reformen zwar weiter vor sich hin rosten. Doch über diesen vorläufigen Zeitgewinn eines Überwasser-Daseins wird sich die konjunkturelle Stimmung in Europa aufhellen. Wir sind ja nicht verwöhnt. Und wenn Italien vorerst nicht untergeht, spricht zum Schluss nichts dagegen, sich wieder an italienische Staatspapiere zu wagen. In einer renditearmen Finanzwelt werden die Zinsjäger nicht lange auf sich warten lassen, zumal auch die EZB das ihrige tut, damit die Schotten halten.

Seit 2008 war die Finanzkrise nie wirklich weg, sie wurde nur von der Geldpolitik versteckt

Apropos Geldpolitik, selbst bei der Fed mehren sich Stimmen, die die wirtschaftsbremsende Wirkung von mittlerweile acht Zinserhöhungen kritisch beäugen. Kommt es zu einer immer flacheren Zinsstrukturkurve, droht der überhitzten US-Konjunktur die Tiefkühltruhe. Wenn amerikanische Banken keine Zinsmarge mehr erwirtschaften, werden sie ihr Kreditgeschäft einstellen. Selbst Amerika ist keine Lotusblüte, an der die Rezession abperlt.

Überhaupt, Amerika ist heute um 50 Prozent mehr schuldenkrank als im Finanzkrisenjahr 2008. Damit hat die Fed nur noch den geldpolitischen Spielraum eines angeleinten Hundes. Ansonsten platzen die Kreditblase und alle Konjunkturhoffnungen. Ein einbrechender Aktienmarkt mit galoppierender Risikoangst geben der Weltkonjunktur dann den Rest.    

Eine richtige Rezession halten wir gar nicht mehr aus.

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Redaktion:
Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG
Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

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