07. Dezember 2018
07. Dezember 2018
Im Kalten Krieg hatten die USA den Wettstreit um die Nr. 1 in der Welt gegen die Sowjetunion militärisch klar für sich entschieden. Der Kalte Krieg von damals ist heute zum heißen Wirtschafts-Krieg geworden. Nicht mehr nur von militärischer, sondern immer mehr von wirtschaftlicher Stärke hängt ab, wer das Zepter über die Welt schwingt.
Konkret muss man bei der industriellen Revolution 4.0 der Welt den eigenen Stempel aufdrücken, bevor man selbst ein Brandzeichen erhält. Hier sind die USA zweifelsohne stark. Die High Tech-Welt spricht fließend „amerikanisch“. Und an diese internationale Spitzenposition hat sich Amerika auch ähnlich gewöhnt wie der FC Bayern München in der Bundesliga.
Tatsächlich muss Amerika vor europäischer Digital-Konkurrenz wenig Angst haben. Der alte Kontinent gilt nicht als ebenbürtig, wird eher belächelt.
Dagegen nimmt man China ernst. Als früherer Kreisklassenverein ist China immer weiter aufgestiegen und rückt der Nr. 1 immer mehr auf den Pelz. China ist nicht mehr nur die Werkbank der Welt. China ist Weltmeister in Patentanmeldungen. Technologie spricht zumindest als Zweitsprache Mandarin.
So gibt es mittlerweile auf fast allen High Tech-Stufen zum amerikanischen das chinesische Gegenstück. Das Pendant zu Apple ist Huawei, statt bei Google wird im Land der Mitte auf Baidu gesucht und gefunden, Amerika shoppt online bei Amazon, in China bestellen nicht nur die 40 Räuber bei Alibaba und während Uncle Sam sich über Facebook, Instagram, WhatsApp oder YouTube sozial produziert, läuft Kommunikation beim Pandabären über WeChat.
Sicherlich hat China beim Aufstieg in die technologische Champions League nicht nur mit lauteren Mitteln gearbeitet. Die eigene Technologie-Brut wurde einseitig und unfair gedopt. So ist z.B. amerikanisches Social Media im Reich der Mitte verboten wie die Benutzung von Smartphones im Kino. Google hat man kaputtzensiert. Hier kann ich den Unmut von Donald Trump gut verstehen.
Die führende Rolle Amerikas vor China will Trump unter allen Umständen erhalten. Dazu spielt er auch gerne über handelspolitische Bande.
Tatsächlich hat es der neue US-kanadisch-mexikanische Handelsvertrag in sich. Amerika kann vom Abkommen zurücktreten, wenn Kanada oder Mexiko Freihandelsabkommen mit einem Land abschließen, das keine „Marktwirtschaft“ ist. Dreimal darf man raten, wer damit wohl gemeint ist. Beide Länder werden kaum auf den riesigen, vor ihrer Haustür liegenden US-Absatzmarkt verzichten, um nach Meinung Trumps „marktwirtschaftlich krumme Handels-Dinger“ mit China zu drehen.
Um Druck auf China auszuüben, wird auch Europa missbraucht. Trump setzt der EU die Pistole auf die Brust. Entweder wir lassen uns vor den amerikanischen Handels-Karren spannen und marschieren als westliche Allianz gemeinsam gegen China. Dann hält sich Trump mit Zöllen gegenüber den europäischen Exportnationen wie ein gütiger Vater zurück. Anderenfalls verhält sich Trump wie ein Rabenvater und uns trifft der amerikanische Zoll-Bannstrahl mit voller Wucht.
Doch scheint so manchem europäischen Politiker die harte Haltung Trumps gegen China ohnehin recht zu sein. Auch Europa hat mit dem schon sprichwörtlichen chinesischen Protektionismus seine liebe Not. Und wer will angesichts einer schwächeren Wirtschaftsstimmung in Europa schon auf die saftig-grünen Absatz-Weiden in den USA verzichten. Bei nüchterner Analyse ist dem eurosklerotischen Europa das amerikanische Hemd deutlich näher als der chinesische Rock.
Diese Einschätzung unterstreicht der Besuch der deutschen Auto-Lobby im Weißen (Auto-)Haus. Die Autoverkäufer aus Merry Old Germany werden Trump viel Rabatt eingeräumt haben. Viele neue Investitionen und Arbeitsplätze in Amerika und weniger in China wird man versprochen haben, damit der amerikanische Zollhammer im Werkzeugkasten bleibt. Ich kann mir das zynische Grinsen von Trump gut vorstellen.
Wie Darth Vader beim Krieg der Sterne will Trump die chinesischen Rebellen bändigen. Der handelspolitische Burgfrieden zwischen den USA und China mag zwar versöhnlich klingen. So wollen beide Seiten 90 Tage lang auf alle weiteren Zollerhöhungen bzw. -erweiterungen verzichten. Doch kann vom Rauchen einer Friedenspfeife noch keine Rede sein. Noch gibt es keine finale Handelslösung.
Trump will China noch weiter unter Zeitdruck, sozusagen auf Bewährung, setzen damit es sich vom planwirtschaftlichen Saulus zum marktwirtschaftlichen Paulus wandelt.
Aus Angst davor, dass die augenblickliche Exportstimmungsdelle zur -beule wird, dürfte sich China - so meine Einschätzung - in puncto Zollerleichterungen, Marktöffnungen und Technologie-Klau - im Rahmen eines 2019 zu schließenden Handels-Deals mit Amerika konziliant zeigen. Und das ist auch bei nüchterner Betrachtung fair.
Natürlich leidet auch die US-Industrie durch hohe Importzölle auf chinesische Vorprodukte und die US-Soja- und Maisfarmer unter den gestiegenen Einfuhrzöllen in China. Unter dem Strich jedoch hat China mehr zu verlieren, Amerika also die besseren Wirtschafts-Karten.
An friedlicher Koexistenz ist Trump wenig interessiert. Er liebt den Film „Highlander“. Denn es kann nur einen geben.
Insgesamt ist es für einen Abgesang auf Amerikas Führungsrolle in der Welt noch viel zu früh.
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