Brexit-Votum reloaded
Drei Mal ist sie bereits gescheitert. Und jetzt versucht sie es ein viertes Mal. Großbritanniens Premierministerin Theresa May will ihren Brexit-Deal über einen Umweg erneut im britischen Unterhaus zur Abstimmung stellen. Das Gesetz zum Austritt aus der EU soll in der ersten Juniwoche ins Parlament eingebracht werden. So will May mit Hilfe der Opposition retten, was noch zu retten ist. Bekanntlich verhandelt die Regierung seit sechs Wochen mit Labour-Chef Jeremy Corbyn, und das bisher ohne durchschlagenden Erfolg.
Brexit soll vor Juli vollzogen werden
Nicht mehr abzuwenden ist inzwischen die ungewollte Teilnahme an den Europawahlen Ende Mai, nachdem dem Vereinigten Königreich nochmals ein Aufschub für den Brexit gewährt worden war. Ursprünglich wollte Großbritannien ja Ende März austreten. Nun setzt May alles daran, den Brexit zumindest vor der konstituierenden Sitzung des neugewählten EU-Parlaments Anfang Juli (2. bis 4.) durchzusetzen. Die britischen Abgeordneten wären dann zwar gewählt, würden aber ihre Sitze nie einnehmen.
Farage sitzt May im Nacken
Dabei sitzt der Regierung der Hardliner und ehemalige Banker Nigel Farage im Nacken, dessen neu gegründete Brexit-Partei in Meinungsumfragen zur Europawahl deutlich vor den Torys, aber auch vor Labour liegt und auf rund ein Drittel der Stimmen kommen könnte. Der Ex-Tory Farage schwimmt auf einer Welle, die von der Wut über den nicht vollzogenen Brexit ausgelöst wurde. Dass die Brexit-Partei nicht einmal ein Wahlprogramm veröffentlicht hat, ficht ihre Unterstützer nicht an. Und dass einfache Parolen keine Lösungen in einer komplexen Welt sind, stört einen wie Farage nicht, der im Vorfeld des Brexit-Referendums 2016 auch nicht vor Lügen zurückschreckte.
Todsichere Investition oder ist der Tod sicher?
Am Anleihemarkt kennen die Kurse zurzeit nur noch eine Richtung, nämlich nach Oben. Und die Ursachen sind ein Potpourri der unterschiedlichsten Themen. So sind hierbei u. a. sowohl die jüngsten Entwicklungen an den Aktienmärkten infolge der Zuspitzung bei den Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China als auch die politischen Unstimmigkeiten zwischen den USA und Iran zu nennen. In diesem Zusammenhang wirken selbstverständlich Kommentare führender Notenbanker, wie beispielsweise von Eric Rosengren, dem Chef der Notenbank von Boston, als „Brandbeschleuniger“. So hatte er zum Wochenstart Zinssenkungen seitens der US-amerikanischen Notenbank (Fed) wieder ins Spiel gebracht, um einer wirtschaftlichen Abkühlung – als Folge des Zollstreits zwischen China und den USA – entgegenzuwirken.
Die inzwischen schon lang andauernde Rally an den globalen Anleihemärkten birgt allerdings auch Risiken und je tiefer die Renditen fallen, desto größer wird die Gefahr für die Investoren mit ihren Engagements schmerzhafte Verluste zu machen. Doch oftmals werden die „dovishen“ Kommentare aus den Notenbanken so interpretiert, dass das Kaufen von Bonds ein todsicheres Geschäft sei. Wollen wir mal hoffen, dass es nicht wirklich irgendwann den sicheren Tod bedeutet!
Denn weltweit lauert an den Bondmärkten eine Katastrophe, die jederzeit und unvermittelt eintreten kann. Zum einen ist das Volumen der mit Minus-Rendite gehandelten Bonds sehr stark angewachsen, was wiederum bedeutet, dass Anleger oft keinen Puffer haben, sollten die Kurse sinken. Das aktuelle Renditeniveau birgt aber noch eine andere Gefahr. So ist im Falle eines Ausverkaufs am Rentenmarkt aufgrund der niedrigen Renditen nicht damit zu rechnen, dass unmittelbar ausreichend Liquidität vorhanden wäre. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass Investoren nur in begrenztem Maße dagegenhalten und eher dazu neigen, die Bodenbildung abzuwarten, bevor sie aktiv werden. Diese Situation wäre dann mit einer Hochwasserkatastrophe vergleichbar, wenn zu große Wassermassen auf einen völlig ausgetrockneten Boden treffen. Und wir wissen alle, wie das endet.
Mit diesen kritischen Anmerkungen soll keineswegs Panik erzeugt werden, aber jeder Investor sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass der Krug nur solange zum Brunnen gehen kann, bis er bricht. Wann das sein wird, vermag allerdings niemand zuverlässig zu prognostizieren. Also, Holzauge sei wachsam!
Doch mit einem ganz anderen Problem haben aktuell die Investoren in chinesischen Anleihen zu kämpfen. So wurde im vergangenen Jahr an Chinas 13 Bill. USD schweren Anleihemarkt ein neuer Rekord bei Bondausfällen erreicht. Und bereits in den ersten vier Monaten gerieten Unternehmen bei lokalen Anleihen im Volumen von ca. 5,2 Mrd. € in Verzug, was mehr als einer Verdreifachung gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.
Blackrock stürzt Banca Carige in die nächste Krise
Blackrock sagt Ciao. Der US-Vermögensverwalter will sich nach wochenlangen Verhandlungen nicht an einer Kapitalerhöhung bei der angeschlagenen Banca Carige, einem regionalen Kreditgeber aus Genua, beteiligen. Von einer nötigen Finanzspritze über 720 Mio. € hätte Blackrock die Hälfte tragen sollen. Es würde nun nicht verwundern, wenn der italienische Staat wieder einmal einer seiner Banken unter die Arme greifen würde. Die Regierung in Rom hatte bereits angeboten, die Bank mit Finanzierungsgarantien oder einer direkten Kapitalspritze zu unterstützen.
Ruft das Geldhaus Rom um Hilfe?
Indessen erklärte die Bank, dass die Bewertungen alternativer Marktlösungen zur Gewährleistung der Stabilität und des Wiederaufbaus des Instituts weitergingen. Darüber hinaus hat das Geldhaus die Möglichkeit, das Wirtschaftsministerium in Rom um Hilfe zu bitten und eine vorsorgliche Rekapitalisierung zu beantragen. Erst Anfang April hatte die Europäische Zentralbank das Mandat zur Zwangsverwaltung der Banca Carige bis Ende September verlängert. Die von einem Berg wackeliger Kredite geplagte zehntgrößte Bank Italiens hat 2018 mit einem Verlust von 272,8 Mio. € abgeschlossen. So ist es nicht verwunderlich, dass die anderen Finanzinstitute Italiens nicht alleine den Karren aus dem Dreck ziehen wollen. Der von den Geldhäusern getragene Einlagensicherungsfonds FITD wird sich nur an einer Stützung beteiligen, wenn auch andere Investoren involviert sind. Aktuell weist die Bank eine Kapitallücke von ca. 630 Mio. € auf.
Bund liebäugelt mit Green Bonds
Das klingt schon ein bisschen nach einer Mogelpackung: Wenn Bundesanleihen, die zur Finanzierung grüner Projekte emittiert werden sollen, keinerlei Zweckbindung unterliegen. Vom kommenden Jahr an will ggfs. die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland Staatsanleihen begeben, die dem Umwelt- oder Klimaschutz dienen. Derartige grüne Titel sollen aus einem traditionellen Bundeswertpapier sowie einem grünen Zusatz mit eigener Wertpapierkennnummer (ISIN) bestehen. Anleger, die also die neuartige Anleihe erwerben, bekämen einen Teil ihres Investments als grünen Bond ins Depot gebucht, für dessen Wert sich der Staat verpflichtet, in grüne Projekte zu investieren.
Grüne Investitionen im Trend
Das Thema nachhaltige Geldanlage ist en vogue, keine Frage. Laut der Ratingagentur Moody's sind 2019 weltweit grüne Anleihen mit einem Volumen von 200 Mrd. € zu erwarten. Frankreich, Belgien oder Polen haben bereits Green Bonds emittiert. Allerdings gibt es immer noch keine einheitlichen EU-Kriterien für Nachhaltigkeit.
Kein zusätzlicher Umwelt- und Klimaschutz
Orientieren will man sich am dänischen Vorbild, nach dem der grüne Teil einer Neuemission nachträglich den Bundesmitteln zugeordnet wird, die ohnehin für Umwelt- und Klimaschutz-Projekte ausgegeben werden. Daher sorgen Investoren durch ein Engagement in Greenbonds mit ihrer Anlage nicht für zusätzlichen Umwelt- und Klimaschutz. Einzig, wenn die Nachfrage nach Greenbonds so stark werden würde, dass sie die „grünen“ Ausgaben übertreffen würde, könnte dies den Staat zu mehr Ausgaben für Klima- und Umweltschutz zwingen. Man darf also gespannt sein, wie die grünen Bonds bepreist werden und ob die Investoren gerne auf Erträge verzichten, um ihr Gewissen zu beruhigen.
Zentralbank soll Erdogan aushelfen
Nun soll’s also die türkische Notenbank für den türkischen Präsidenten Erdogan richten. Nachdem die Finanzkrise des Landes einen neuen Höhepunkt erreicht hat, plant das Finanzministerium einen Gesetzesentwurf, der es ermöglichen soll, Geldreserven der türkischen Zentralbank in den Regierungshaushalt zu transferieren.
Finanzspritze über sechs Milliarden Euro
Nachdem die Regierung hohe Investitionen zur Konjunkturbelebung ergriffen hatte, ergab sich ein größeres Staatsdefizit als ursprünglich geplant. Dieses Loch soll nun mit Hilfe von Zentralbank-Reserven gestopft werden. Die Finanzspritze der Zentralbank in Höhe von umgerechnet 6 Mrd. € wird aber nicht von den Devisenreserven gespeist, sondern ausschließlich aus Ersparnissen für besondere Fälle, die aus Gewinnen der Notenbank hervorgingen. Ob es dadurch gelingen wird, die Investoren zu besänftigen oder diese Quersubventionierung sogar ein neuer Anlass ist, sich Sorgen zu machen, ist noch nicht abzusehen.